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Eros | 2015

Wie erschrocken sie damals war, als sie es zum ersten Mal hörte.
Sie hatten viele Stunden hier auf ihrer Terrasse verlebt. Ein ganzes Jahr
hatte es gedauert ehe er sie zum ersten Mal berührte. Hier an dieser Balustrade,
in diesem Land, wo selbst im heißesten Sommer alles in Tücher gehüllt wird.
Sie trug damals ein leichtes Kleid, das ihr bis zu den Füßen reichte,
und eine Sommerbluse, in der sich ihre Brüste ziemlich genau abzeichneten.
Ihr Mann wusste damals nicht, was ihr fehlte. Sie auch nicht. Und eigentlich
war es auch nicht das, was sie vermisste. Sie wartete darauf, ja,
aber sie ließ ihm Zeit und respektierte seine Lebensart. Ein besonderer Tag
war das. Sie erinnerte sich noch genau an das Summen der Bienen um die
Oleanderblüten. Im sinkenden Abendrot also, würde es einfach geschehen.
Sie war nicht abgeneigt, nur verunsichert. Noch während sie ein «aber»
einwenden wollte, griffen seine großen Hände ihren Hintern, nicht zu fest,
aber auch nicht gerade sanft, eben genau so, wie es ihr gefiel.
Ganz langsam raffte er ihr Kleid von hinten hoch bis ihr Po gänzlich unbedeckt
war
Ein leichtes Kribbeln wandert vom Hals abwärts über den Rücken. Sie wischt sich
mit der rechten Hand über das Dekolleté zur linken Schulter. Sie hängt ihren
Gedanken nach. Ihre rechte Hand liegt still unter dem Träger ihres Kleides,
während der anderen, vom Bewusstsein unbemerkt, ein Ausflug vom immer noch
schlanken Bauch über den kleinen Hügel ihrer Mitte zu den Oberschenkeln gelingt.
Von drüben wehen immer noch Gesänge herüber. Drüben zwischen dem Festland und
dem Steg, unterhalb ihres Hauses, fließen 300 Meter breite Wassermassen.
Dort tönt ein dunkles Hupen. Die Fähre von der Stadt spuckt die letzten
Passagiere aus und entlässt sie in den Feierabend. Von hier oben sind sie ganz
klein. Man kann kaum ihre Gesichter erkennen und doch weiß sie, wer da alles
kommt. Nachbarn, Nachbarn, die, wie sie, drüben arbeiten und hier auf der Insel
ihr Domizil errichteten und nun dem Stress der Großstadt für die Nachtstunden
entkommen können. Sie bemerkte, dass ihr die Öffentlichkeit der Terrasse
zunehmend egal wurde und spürte eine Gier nach seiner Hitze. Ihr Kopf wandt'
sich nach hinten, ihr Mund suchte den ihres Mannes, während der damit
beschäftigt war ihren Hals von hinten nach vorne zu liebkosen. Statt seines
Mundes, fand sie sein Ohr. Sie flüsterte ihm selbiges, atmete lauter,
weil sie sich erinnerte, was sie damit in Männern anrichten konnte.
Ihre Zunge spielte mit seinen Ohrläppchen, während seine auf der,
mittlerweile freigelegten, Schulter einen feuchten Salsa tanzte.
Seine Hände wanderten von ihrem Hintern nach vorn die Hüften entlang.
Seine Finger bogen sich und die gepflegten Fingernägel hinterließen rosige
Streifen auf der Innenseite beider Oberschenkel. Als wollten sie ihren Übermut
entschuldigen, strichen sie ihn so sanfter zurück und trafen sich, berührten,
wie zufällig, den kleinen Hügel. Im nächsten Augenblick waren sie schon am
Bauchnabel, doch dieser eine Wimpernschlag ließ seine Geliebte erschauern,
ließ sie beben, und erahnen, was ihr heute noch geschenkt würde
Ein Hund bellt unten auf der Straße, doch es interessiert sie nicht.
Wie von selbst, spreizen sich ihre Beine, während ihre Hand sanft den Weg
zurückstreicht, den sie gekommen war. Im Oberschenkel kribbelte es.
Ihr fällt auf, dass sie heute, so viele Jahre später, wieder dieses Kleid
anhat, welches ihrem Mann so gefiel. Man kann es an der Vorderseite aufknöpfen.
Er, aber, striff es immer von hinten hoch. Langsam knöpft sie ihr’s von oben
herauf. Erst einmal nur einen Knopf. Ihr linker Fuß, erhoben auf dem Rand der
Bank, lässt den Saum ihres Kleides in die Winkel ihrer Hüfte rutschen.
Ruhig schließt sie ihre Augen und ein zweiter Knopf eröffnet ihrem Dekolleté
die Schwüle der hereinbrechenden Nacht. Sie rafft das Kleid bis zur Taille und
empfindlich ist sie bereit für den sachtesten Windhauch. Nach dem dritten Knopf
fühlt sie spitze. Vorsichtig tasten ihre Finger seitlich in den warmen weißen
Stoff, ihre Brüste heben sich über den Atem der Erinnerung
Er schob ihr Kleid über die Brüste. Sie konnte die kalte Metallschnalle seines
Gürtels am Steiß und seine Bereitschaft an ihrem Po spüren. Sanft,
aber bestimmt, erforschte er die Spitzen ihrer Rundungen. War es ein Hauch
oder ein Stöhnen, das sich ihres trockenen Mundes entschlich? Auch ihm wurde
der Atem schwer. Er ertrank fast in ihrer Lust. Zittrig fuhren seine Finger ins
Tal aller Sinne, wo sie mittlerweile in einem Weiher der Wonne baden konnten.
Er beugte sein Knie, wie vor einer Prinzessin, dreht seine Frau energisch um
und trank von ihrem Glück, während sie sich ihm gänzlich anvertraut und
trotzdem unsicher und immer schwächer werdend versuchte, in seinen Haaren Halt
zu finden
Vom Bauchnabel hinunter ist der Weg nicht weit. Ihre Linke findet ihn von
allein und taucht durch die Seide ihres Slips hindurch in ihre Mitte,
streichelnder, tastender und voller Hingabe massierender Sinnesraub.
Ihre Rechte ergötzt sich am Rasen des Herzens unter den harten Brustwarzen.
Immer heftiger braut sich ein Gewitter über dem Hort ihrer Seele zusammen.
Ihr Kopf sinkt in den Nacken. Die Spitze ihrer Zunge benetzt ihre trockenen
Lippen. Benommen, und doch in sich geborgen, bäumt sie sich auf.
Ihr Fuß rutscht von der Bank. Einem Geysir gleich, bricht ihre Welt
auseinander, erwacht die Erinnerung an ihr letztes gemeinsames Seelengewitter
und offenbart den Moment ihrer größten Schwäche. Es regnet. Ihre Augen,
verschleiert durch Trauer die nicht weichen will, nicht weichen kann nach 37
Jahren Liebe
Du möchtest springen. Da wartet Kühle. Es ist so tief. Dir ist warm.
Dir wird immer wärmer. Du spannst an, springst, Sekunden freier Fall.
Du spürst das Wasser immer näher kommen. Du tauchst ein. Strömende
Leidenschaft umgibt dich und du sinkst in tiefe Ruhe